Welche Rolle spielt die digitale Kompetenz in aktuellen Kompetenzmodellen?
Wir unterstützten bereits seit einigen Jahren unsere Mandaten, aus unterschiedlichen Branchen bei der Entwicklung und Einführung von Kompetenzmodellen. Vor dem Hintergrund der immer intensiver werdenden Diskussion der Digitalisierung und Arbeit 4.0, stellt sich für viele Unternehmen zwangsläufig die Frage, inwieweit sie in ihrem Personalmanagement, wie z.B. in Stellenbe-/ausschreibungen, aber auch in bestehenden Kompetenzmodellen auf die neusten Anforderungen reagieren müssen. Ergänzend zu unseren eigenen Erfahrungen in aktuellen Projekten zum Thema „Kompetenzmodell“, wollten wir ebenfalls empirisch unterstützt herausfinden, welche Rolle die sogenannte „digitale Kompetenz“ besonders für das Kompetenzmodell spielt. Dabei findet man zur „digitalen Kompetenz“ unterschiedliche Definitionsansätze; es beschreibt aber im Kern technologiebezogenes Wissen und Fähigkeiten, um mit digitalen Medien, die Herausforderungen der Gesellschaft zu meistern.
proJob unterstützte eine entsprechende Studie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Köln
Als einer von mehreren Experten stellte ich mich im Rahmen eines strukturierten Interviews für eine erfolgreiche Masterarbeit an der FOM – Hochschule für Ökonomie und Management im Studiengang Wirtschaftspsychologie zur Verfügung.
Ziel dieser Masterarbeit war zu erforschen, ob die voranschreitende Digitalisierung auf Kompetenzanforderungen und damit auch auf Kompetenzmodelle Einfluss in Unternehmen hat, oder haben wird. Mittels Primärforschung wurden strukturierte, etwa 30 bis 45 minütige Experteninterviews durchgeführt. Befragt wurden dazu 10 verschiedene Experten aus unterschiedlichen Branchen auf Unternehmens- und Beratungsseite.
Ergebnisse zum Einfluss von digitaler Kompetenz auf Kompetenzmodelle
Es konnte herausgefunden werden, dass viele Aspekte, welche die Kompetenzmodelle und damit auch den Prozess des Kompetenzmanagements betreffen, sehr unterschiedlich gesehen werden. Die weitergehende Analyse zeigte auf, dass es vor allem zwischen Theorie und Praxis eine Diskrepanz zwischen der Verwendung der Ergebnisse aus der Kompetenzerfassungen gibt.
Auf Basis der vorangegangenen Ergebnisdiskussion können für die Beantwortung der Forschungsfrage folgende Thesen aufgestellt werden:
• Es besteht eine Verbindung zwischen der Digitalisierung und veränderten Kompetenzanforderungen.
• Mit zunehmender Digitalisierung werden auch Kompetenzen generell immer wichtiger, vor allem Kompetenzen, die das selbständige und problemlösungsorientierte Arbeiten von Arbeitnehmern beschreiben.
• Diese Verschiebung der Kompetenzen ist notwendig, um in einer digitalisierten Arbeitswelt mit zunehmend unbekannten Situationen erfolgreich arbeiten zu können.
Aus der Analyse des vorliegenden Materials und unter Einbezug der theoretischen Vorarbeit, wird die Annahme geäußert, dass aufgrund der Digitalisierung keine völlig neuen Kompetenzen entstehen, sondern sich Veränderungen in den Schwerpunktkompetenzen ergeben. Wenn diese Punkte noch nicht im vorhandenen Kompetenzmodell verankert sind, sind Änderungen und gegebenenfalls geringfügige Anpassungen bei den Verhaltensbeschreibungen vorzunehmen. Es gilt aber: Je ausdifferenzierter das Kompetenzmodell ist, desto mehr Änderungen müssen aufgrund der digitalen Transformation vorgenommen werden.
Ausblick zur Aktualität entwickelter Kompetenzmodelle
Die abschließende Betrachtung möglicher Handlungsfelder im Bereich der Kompetenzmodelle und damit auch des Kompetenzmanagements zeigt eine Vielzahl von Themen auf. Dies lässt darauf schließen, dass das Thema noch viel Optimierungsbedarf bietet und bisher noch nicht komplett ausgreift ist. Die Aussagen aus den Interviews hinsichtlich der Dynamik dieses Instruments legen die These nahe, dass Kompetenzmodelle tatsächlich keine starren Konstrukte sind, sondern sich durch Praxis und Erfahrung immer weitere Themengebiete zusätzlich zur Digitalisierung ergeben, die im Laufe der Zeit berücksichtigt werden sollten.
Zusammenfassend konnten in dieser Arbeit wichtige Punkte offengelegt werden, welche die aktuelle Verwendung von Kompetenzmodellen in der Praxis beschreiben. Außerdem konnte in Bezug auf die Forschungsfrage ein Meinungsbild bezüglich der möglichen Änderungen in den Kompetenzanforderungen und der Kompetenzmodelle aufgrund der Digitalisierung gewonnen werden. Die dargestellten Forschungsergebnisse generieren die Einschätzung von Experten, wie die Arbeit mit Kompetenzmodellen in Zukunft aussehen wird. Wichtige Handlungsfelder konnten als Ausblick ebenfalls herausgearbeitet werden, welche für Verantwortliche in Unternehmen eine Art Wegweiser und Denkanstoß im Bereich des Kompetenzmanagements darstellen können.
Welche Erfahrung haben Sie mit der digitalen Kompetenz gerade im Hinblick auf Kompetenzmodelle gemacht?
Wie sehen Ihre Erfahrungen zu diesem Thema als Personalentwickler, HR-Experte oder Berater aus? Hinterlassen Sie uns dazu gerne einen Kommentar. Wir sind gespannt, was Sie darüber denken.
Herzliche Grüße
Ihr Andreas Richter
Geschäftsführender Gesellschafter proJob Personal- und Unternehmensberatung GmbH
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